Interview Patric Meier
146
page-template-default,page,page-id-146,central-core-1.1.1,ajax_fade,page_not_loaded,
”
Auf jeden Fall nichts Bombastisches und auch nichts Durchkomponiertes. Ich denke da an die Fleet Foxes. Die bezeichnen ihre Musik als "baroque harmonic pop jams". Das passt gut!
”
Da passt der Begriff der „begleiteten Selbstermächtigung“: Wenn Du einem Menschen mit Gestaltungssinn glaubst erklären zu können, wie sein Wohnraum ausschauen soll, ist das vertane Zeit und regelrecht anmaßend.
Im Idealfall ist das Bauen ein ergebnisoffener, kreativer Gemeinschaftsprozess. Wir sind so etwas wie
gemeinsame Köche. Auch beim Kochen ist es wunderbar, zu Beginn nicht so genau zu wissen, was am Ende bei rauskommt.
Wenn jeder etwas dazu gibt, kann Wunderbares entstehen.
”
Eigentlich gilt die eben erwähnte Selbstermächtigung auch für unsere Mitarbeiter. Deren Autonomie ist uns ein großes Anliegen. Wir versuchen, ihnen die Aufgaben ergebnisoffen vorzugeben und ihnen bei der Umsetzung viele Freiräume zu lassen. Auch
dadurch kann Neues und Gutes entstehen, vielleicht besseres, als zunächst in unseren Köpfen war. Wichtig ist es uns auch,
die Mitarbeiter nicht als reine Leistungsträger zu betrachten. Wir pflegen einen guten Umgang miteinander. Mein Traum ist es,
einmal mit allen Mitarbeitern einen Bürourlaub auf der Baustelle zu machen! Es wäre sicher sehr wertvoll und verbindend, Planung
und Ausführung eines Projekts einmal gemeinsam zu erleben!
oder anders formuliert: Wie geht Ihr mit dem Effizienzwahn um?
”
Ich stehe dem Effizienzwahn sehr skeptisch gegenüber. Mir fällt dabei die Begrifflichkeit der Suffizienz ein, die im Gegensatz steht zur propagierten Effizienz. Ich halte die Frage nach 'Was brauche ich wirklich' auch in der Architektur für den wichtigsten
Faktor, um wirklich Energie einzusparen. Also ein Verzicht auf ein bisschen Luxus würde uns allen sehr gut tun - so meine
Überzeugung. Nicht nur in der Gestaltung ist das viel zitierte 'less is more' oft der bessere Ansatz. Ich gebe einem 'low-tech' Ansatz
die größeren Chancen zu überleben.
Was bewegt euch dazu, Baugemeinschaften zu begleiten?
”
Da gibt es viele Beweggründe. Einer ist, dass man im gewerblichen Bereich als Architekt nicht richtig gefordert wird. Da ist man immer vom Käufer entkoppelt und somit kommt es zu keiner sozialen Interaktion. In der Regel wird man auch nur für eine oder mehrere Leistungsphasen beauftragt. Das Besondere in der Architektur ist ja eigentlich, einen Prozess von Anfang bis Ende zu begleiten – von der grünen Wiese bis zum Einzug“. Die Wahrscheinlichkeit, den ganzen Prozess mitzugestalten, ist bei Baugemeinschaften besonders hoch.
”
Uns geht es eher um das „wie“ als um das “was“. Aber trotzdem kann ich ein paar Namen nennen: Bolles + Wilson aus Münster beispielsweise und Steven Holl aus New-York. Sehr geprägt hat mich persönlich Wolfram Goldapp, mein Lehrer aus Bremen. Und uns beide verbindet auch viel mit Otto Steidle, unserem gemeinsamen akademischen Lehrer.
”
Keine Gefängnisse! Das ist für mich ein Widerspruch an sich. Du willst jemanden wegsperren und damit bestrafen. Dann muss auch die Architektur eine Strafe sein (lacht). So eine Gefängniszelle möchte ich jedenfalls nicht planen...
”
Ich würde gern einmal etwas komplett Sinnfreies bis Surreales bauen: Zu kleine Räume, zu große Hallen... am besten alles auf einmal! So à la Gottfried Müller. Dessen absurde und dabei so realitätsnahe Bauzeichnungen
stiften Verwirrung. Das hat auf mich eine magische Anziehungskraft. Und außerdem habe ich einen Hang zu
textilen Bauten. Gern würde ich mal etwas Zeltartiges bauen. Vielleicht auch etwas Temporäres. Auf jeden Fall etwas
Leichtes mit spielerischem Charakter...